Was heißt visuelles Denken – Dieter Mersch. Ein Kommentar meinerseits.

Dieter Mersch, Sichtbarkeit/Sichtbarmachung: Was heißt ›Denken im Visuellen‹? Platonismus als Herausforderung, 2013 siehe Internet: www.dieter-mersch.de

Ich hörte zufällig Prof. Dieter Mersch in einem Vortrag in Linz und war sehr angetan! Daraufhin sah ich im Internet nach und fand viele Aufsätze von ihm. Da ich in tiefster Provinz lebe, möchte ich ebenfalls  herzlich danken, dass er seine Vorträge und Meinungen zur Lektüre und Diskussion ins Internet stellt. Ich fand obigen Artikel auf seiner Homepage. 

Ich zitiere am Anfang einige Auszüge, um dann meine unmaßgebliche Meinung zu bringen, d. h. Kritik an dieser Differenzphilosophie zu üben – auf keinen Fall ad personam.

1) Die Frage ist: „(…) wie Bilder ein Sichtbares hervorbringen, wie sie eine Sicht aufrichten und hinstellen oder aufgrund welcher Bedingungen etwas als Sichtbares erscheint oder es aus dem Unsichtbaren herkommt und in es wieder mündet.“ (ebd. S 1)

Es  geht um „(…) die genannte Differenz zwischen ›Sichtbarkeit‹ und ›Sichtbarmachung‹ (….) das im Bild jeweils Sichtbargemachte einerseits, dem die Darstellung entspricht, sowie die Prozesse der Sichtbarmachung andererseits, die noch nicht oder nicht notwendig auf ein Dargestelltes, eine ›Ab-bildung‹ zielen.“ (ebd. S 1)

D. Mersch: „Gibt es Bedingungen, durch die im Bildlichen mit den Mitteln der Bildlichkeit ein Sichtbares als Sichtbares zum Vorschein gelangt? Das Durch – griechisch dia, lateinisch per – bezeichnet dabei die spezifische Performativität des Medialen; sie präzisiert den bekannten, von Paul Klee entliehenen Ausdruck der »Sichtbarmachung«. Der Unterschied von ›Sichtbarkeit‹ und ›Sichtbarmachung‹ setzt dann eine mehrfache Differenzialität voraus, einmal als Unterschied zwischen Prozess und Resultat, zum anderen als beiderseitige Unterschiedenheit von einem ›Unsichtbaren‹, das im Bild wiederum auf mindestens vierfache Weise mitanwesend ist, und zwar so sehr, dass man sagen muss, dass sich das Bildliche überhaupt der Differenz zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit verdankt.“ (ebd. S 2./3)

D. Mersch will sich von einer Art „Abbildtheorie“ Platons abgrenzen. „Platon verfehlt also von Anbeginn an die Medialität des Ikonischen und seine Negativität, stattdessen erblickt er im Bild nur eine doppelte Fälschung: Entfremdung von der Welt und ihrer ousia, wie gleichermaßen von der Wahrnehmung und ihren Sinnen.“ (ebd.S 6)

D. Mersch blickt a) auf dem Unterschied zwischen Prozess und Resultat und b) auf eine Unterschiedenheit des Sichtbaren und der Sichtbarmachung eines „Unsichtbaren“, das im Bild auf mindestens vierfache Weise mit anwesend ist. Das Bildliche verdankt sich geradezu einer Differenz zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit.

Als mindestens vierfach erweist sich diese Vorgängigkeit insofern, als das Bild selbst einerseits schon eine Grenze markiert, die gleichsam sein Dargestelltes oder Szenisches allererst einräumt, um es gegenüber seinem Anderen als einem wörtlich ›ob-skenen‹ abzuscheiden: Kein Bild kommt ohne diese Trennung zwischen Innen und Außen, dem, was seine eigentliche Rahmung ausmacht, aus – wir werden noch darauf zurückkommen. Ihr eignet selbst wiederum eine Negativität, denn die Differenz konstituiert das Bildliche, ohne selbst Teil dessen zu sein, was durch (dia) seine Rahmung sowie durch (dia) die spezifischen Strategien oder Techniken (technē) der Sichtbarmachung jeweils sichtbar wird. Zum Zweiten entzieht sich das, was man das Mediale oder besser: die medialen Praktiken nennen könnte, durch (dia) die ein Sichtbares instituiert und ›aufgestellt‹ wird, um etwas als etwas zur Darstellung zu bringen. Entsprechend zeigt sich das Bild als ein buchstäblich ›Durch-Sichtiges‹ (dia-phanes), das aber als solches undurchsichtig bleibt: Es verweigert sich seiner eigenen Sichtbarkeit im Bild. ›Durch-Sichtigkeit‹ ist in diesem Zusammenhang aktivisch zu verstehen: nicht als passive Transparenz, sondern als etwas, durch (dia) das eine Sicht oder ›Sichtigkeit‹ allererst hervorkommt und in die Welt gebracht wird. Dabei bildet das Sichtbare oder das, was ein Bild vorstellig macht und zur Schau stellt, immer Anderes als das, was diese Sichtbarkeit erzeugt, sodass die Mittel, die medialen Bedingungen als Bedingungen im Bild durchweg verhüllt bleiben. Man könnte hier von einer Verweigerung oder Negativität des Ikonischen sprechen –(…)“ (ebd. S 3)

 

3) Fichte würde sagen: Aus dem differentiellen Setzen kann nicht herausgegangen werden, das ist richtig, aber die Differenz ist nicht unendlich und unbestimmt, sondern bereits bestimmte! Differenz, und das Bildliche verdankt sich keineswegs einem garstigen Graben zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, sondern im Gegenteil ist bestimmte Differenz.

Es kommt a) auf das Denken einer reinen Disjunktionseinheit an, die im Begriff der Genesis gefasst werden kann

und b) in Folge auf das Denken einer disjunktiven Mannigfaltigkeit – und beides geschieht natürlich nur mittels wirklichem Sehen und in der Einheit des Sich-Wissens und Sich-Bildens.

3. 1. ad a) Das Denken einer reinen Disjunktionseinheit kann ich hier nicht bringen, das würde jeden Rahmen sprengen, aber wenigstens den Begriff der „Genesis“ will ich beleuchten: Der Seh-Akt, der das einzige Mittel ist, womit die Philosophie operieren und denken kann, kann in Grund und Folge zerlegt werden, aber Grund und Folge sind nicht separiert voneinander, sondern durch einen lebendigen Nexus verbunden. Ich zitiere J. Widmann, Die Grundstruktur transzendentalen Wissens (WL 1804-II): „Der Nexus ist (…) keine bloße „Indifferenz“ von Grund und Folge. Er ist vielmehr des „Gründen“ der Folge in ihrem Grund und zugleich das „Folgen“ aus dem Grund. (…) Die eigentümliche Denkschwierigkeit in der Erörterung der transzendentalen Struktur des Genesisbegriffs stammt aus einer besonderen Konsequenz seiner Eigenart: er ist Disjunktionseinheit von conditio und causa. (…)“ 1

Zwischen Grund und Folge liegt nicht eine beliebige Indifferenz, sondern jeweils eine genau gemessene und gewertete Differenz eines Verhältnisses.

3. 2. ad b ) Die Mannigfaltigkeit kann nicht blind vorausgesetzt werden, sondern alles Mannigfaltige ist gesetzt im mannigfaltigen Sehen, als disjunktive Mannigfaltigkeit: Es ist richtig, dass im Seh-Akt zugleich und notwendig mannigfaltiges Sehen gesetzt wird, mithin mannigfaltiges Bilden und Rahmung etc., doch zugleich ist der Seh-Akt absolut bezogen auf eine Reflexivität in der Geltungsform Ich und auf einen  absoluten, unwandelbaren Geltungsgrund eines „absoluten Ich“, wodurch jede visuelle Bildung und logische Grenzziehung charakterisiert und bewährt und als bestimmte Differenz gesetzt ist. Das Bild und die Bilder strömen nicht determiniert oder indeterminiert – wie man das sehen will – von außen auf das Sehen ein, oder sind nicht in und aus einer unbekannten Differenz von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit erzeugt, sondern sind in einem notwendigen Sehen in einer unbedingten Geltungsform und aus einem absoluten Geltungsgrund gebildet, d. h. die jeweilige fakultative Bestimmtheit eines Gebildeten (z. B. etwas in der Natur, oder beim Recht, oder das Gebildete einer geometrischen Figur, eine Linie, eine Zahl) ist schon bestimmte Weiterbestimmung des grundsätzlich einen, einheitlichen Seh-Aktes. Dieses Sehen in seiner Bildbarkeit und Lichtform ist natürlich nicht rein faktisches Sehen, sondern in seiner Freiheit transzendierendes Sehen, weil es die eigene Bedingung der Möglichkeit aus sich selbst, d. h. aus einem  unbedingten Geltungsgrund erklären und bewähren kann.  Je nach freier Selbstbestimmung in der geschlossenen Einheit des Sich-Wissens und Sich-Bildens wird durch Sehen stets eine bestimmte Differenz zwischen Bild und Bild des Bildes vom Sein gesetzt – und nicht, wie oben in anderer Terminologie von D. Mersch argumentiert, durch die Differenz selbst bestimmt, wo immer diese obskur herkommen mag. Das Sehen ist ein reflexiver, notwendiger  Akt,  der sicherlich immer im Bilden eine bestimmte Einheit der Differenz darstellt, eine Einheit im theoretischen Erkennen der praktischen Voraussetzungen des Vollzuges – aber nicht umgekehrt, dass die Einheit im Erkennen durch eine unbekannte Differenz stets vorgegeben wäre.   Der Seh-Akt ist unmittelbar und faktisch und kann als solcher nicht nicht sein – und deshalb kann die Bestimmbarkeit und Bestimmtheit der Wirklichkeit im Ganzen in transzendentalen  Prinzipien der Erkenntnis  für die Faktizität eines Daseins als Folgebild abgeleitet werden.

4) D. Mersch kommt es gar nicht auf den Repräsentationsinhalt des Bildes vom Sein an, sondern auf die Rahmung des Bildes, auf sehr viele logische Differenzierungen – siehe dort -, weil logischerweise im Denken so gefragt werden muss, wenn der Beantwortung der Frage bereits nur logischer Differenz zugetraut wird. Die Beantwortbarkeit der Frage ist schon genommen, sobald die Frage nach dem Disposition- und Differenzgrund gestellt ist. Der lebendige Seh-Akt aber, der die Bilder vom Sein erzeugt, in Folge natürlich auch die bestimmten Differenzen, ist damit nicht mehr auf seine Selbst-Transparenz und auf seinen genetischen Grund hinterfragt. Es bleibt alles, wie D. Mersch sagt, bei einem „Spiel zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit“. (ebd. S S 1 u. 2)

Wenn somit vom Herkommen des Bildes aus einem je spezifischen Spiel von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit die Rede ist, dann bedeutet dies nichts anderes, als dass wir immer schon dieses besondere Spiel, seine konkrete Differenzialität in Rechnung stellen müssen, will man überhaupt von dem sprechen, was wir die ›Ikonizität des Ikonischen‹ nennen – übrigens ohne damit auf Charles Sanders Peirce’ Begriff des »Ikons« oder auf die Bildsemiosis anzuspielen. (ebd. S 4 )

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: die Ikonizität, die Differenzialität zwischen dem Sichtbaren und Unsichtbaren, beschreibt ein Dispositiv oder vielmehr: ein dispositionäres Regime, das die spezifischen Performanzen der Sichtbarmachung ebenso ermöglicht wie einschränkt – und es ist diese Anordnung, diese Duplizität von Eröffnung und Verschließung, die in der Bildtheorie vorrangig interessiert, weniger die Repräsentation, die ›Ab-bildung‹ oder das im Einzelnen Dargestellte.“ (ebd. S 4 )

Man muss deshalb von der ikonischen Differenz als einem ikonischen différance-Prinzip ausgehen, soweit sich durch (dia) die Praktiken der Kontrastierung und Inskription sowie ihren komplexen Ökonomien von Einrahmung und Ausrahmung der bildliche Innenraum erst ›er-gibt‹, um die jeweiligen Darstellungen ›in Szene‹ setzen zu können. Als ikonische différance ist sie jedoch der ›Grund‹ oder ›Ur-sprung‹ aller Differenzen und damit innerhalb und außerhalb des Bildes, Teil wie nicht Teil, denn jeder ›Rahmen-Akt‹, jede Praxis der Einschließung und Ausschließung stellt heraus, was das Bild zeigt und dem Blick zu sehen gibt, ohne sich im Bild als solcher zu erkennen zu geben. Von der »différance«, deren Analogon wir auf diese Weise fürs Bildliche postulieren, hatte Jacques Derrida in seinem gleichnamigen Text gesagt, es sei derjenige »Unterschied« zum »Unterschied« (différence),  der gleichzeitig die »Differenzen hervorbringt«: Als der »nicht-volle, nicht-einfache Ursprung der Differenzen«, der nicht wiederum unter die Kategorie des Zeichens fallen kann, dem damit auch »der Name ›Ursprung‹ nicht mehr zu[kommt]«, ja sogar nicht einmal etwas ist, was sich überhaupt bezeichnen ließe, fällt er buchstäblich aus dem Rahmen. Für die Rahmen-Differenz gibt es demnach nicht wieder einen Rahmen: Dieselbe Paradoxie ereilt die »ikonische Differenz«, die sich ebenso sehr jeder Bestimmung verweigert, wie sie nicht selbst als ein Begriff oder eine Kategorie angesprochen werden kann, vielmehr befindet sie sich im selben Maße im Sichtbaren wie unsichtbar am ›Grund‹ der Visualisierung – gleichsam als ›Ur-Sprung‹ jener Praktiken, die im Visuellen etwas als etwas allererst sichtbar machen.“ (ebd. S 11)

Gerade die von D. Mersch eingemahnten Konstituentien wie die medialen Praktiken, wodurch Bilder erzeugt werden, „die Rahmung“ (ebd. S 12), das begriffliche „dia“, wodurch eine „Signifikanz“ (ebd. S 12) entsteht, die „Konstruktion“ (ebd.), das „Als“ als „Blickgabe“ und Repräsentation und „spezifischer Bild-Sinn“ (ebd. S 13), die „differentielle Arbeit im Visuellen“ (ebd.), die ikonische Differenz, sind ja bereits wieder Bilder, doch sind sie von irgendwoher übernommen ohne Rechenschaft abzulegen, woher das Linienziehen und die Rahmung und das „dia“ etc… kommen könnten und wie alles erzeugt wird. Diese abstrahierten Begriffe werden dinghaft, empirisch vorgestellt und vorausgesetzt, aber die Genesis im Seh-Akt und in der Einbildungskraft wird gar nicht erwähnt oder erwogen.

Es klingt auf’s  erste Hören sehr plausibel, aber je länger ich über das Ausgesagte nachsinne, komme ich nicht mehr darüber hinweg: Wie könnte ich solche Aussage verstehen? „Was den ‚Bild-Sinn‘ hervorbringt, ist nicht das ‚Ab-bild‘, sondern eine Pluralität von Differenzen, wie sie durch (dia) die ikonische Differenz evoziert wird, und als deren sekundärer Effekt wiederum die jeweiligen Abbildungen oder Repräsentationen entstehen. Denken im Visuellen bedeutet diese Praxis der Differenzierungen. (Hervorhebung von mir, ebd. S 13). Wo ist der Inhalt der Bild-Wirklichkeit? 

Das „Denken im Visuellen“ ist bereits eine gefährliche Abstraktion und Einschränkung nach zwei Seiten hin, sowohl a) in Hinsicht des Denkens selbst, das m. E. das Bildliche zusammenfassen und objektivieren kann auf seine Wahrheit hin, aber nie den Ursprung des Seh-Aktes vergessen darf, wodurch es selbst erst ist; b) ferner liegt gerade das Visuelle nicht in einer wo immer herkommenden Praxis der Differenzierungen, sondern umgekehrt bestimmt das rein Visuelle und Bildliche und und alle Bildlichkeit die Evidenz der Praxis. Vor dem Sehen und vor der Evidenzform des Sehens gibt es kein Gesehenes und keine Theorie und keine Praxis und kein Linienziehen und keine Rahmung und kein „dia“ und kein „Als“ etc.. Die Theorie, wenn sie ernsthaft das bleiben will und ihre Kompetenz nicht überzieht, kann nur im Sehen und Bilden und folgenden Denken das praktische Tun und Handeln erkenntnishaft und evident beleuchten und begleiten, damit im Sich-Wissen und Sich-Bilden die Erscheinung selbst sich frei bestimmen kann. Würde tatsächlich durch ein abstraktes Denken, das den Bezug zum lebendigen Seh-Akt und zur Wahrheit der Bild-Wirklichkeit verloren hat, das Visuelle praktisch geleitet werden können, so endet das im puren Nebel uneinsichtiger Entscheidungen und unbegründeter Machtentscheide. Es beginnt eine „dialektische“ Logik, die aber auf kein wahres Bild-Sein und keine Bild-Wirklichkeit mehr verweist. Das Sein wird beliebig aufgelöst, wird jeweils neu im Wissen vermittelt und als „Sein“ vorausgesetzt, und ins Unendliche ist ein Spiel zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit eröffnet, aber prinzipiell gilt nichts mehr und gibt es keinen absoluten Geltungsgrund. Das Denken und ein anonyme Differenz hätte das Sich-Wissen und Sich-Bilden und das Bild-Sein übernommen.

M. E. muss das Bild-Denken, wenn man schon so sagen will, generell aber das Bilden und Sehen, sich selbst sehen und verstehen können, wodurch eine bestimmte Differenz entsteht zwischen dieser oder jener Weiterbestimmung des Gesehenen, aber nie eine beliebige, unbekannte Differenz.

Das Denken des Visuellen wäre eine wichtige Frage, die Hauptfrage einer Philosophie, aber sobald wir beim beliebigen Differenzieren gelandet sind, ist die Genesis der Einheit wie der Mannigfaltigkeit dahin.

Es ist letztlich ein freies Prinzip, die das Prinzipat einer Bildlichkeit zu schaffen vermag – nicht eine wie immer geartete vorgegebene, unbekannte Differenz.

Alles Leben ist nur die Sichtbarmachung der Bildlichkeit, damit wirkliches Bewusstwerden des Sich-Wissen möglich wird und umgekehrt gedacht, das wirkliche Sehen genetisch, auf seine transzendentale Bedingung der Wissbarkeit hin, durchdrungen werden kann. Leben selbst ist keine Differenz, sondern äußert sich nur als bestimmte, differentielle Bildlichkeit, und das Ich ist die bloß hinzutretenden Sichtbarkeit dieser Bildlichkeit. (Reflexibilität).  Durch das Vermögen der Bildlichkeit im Ich ist alles gebildet, individuelles Ich, interpersonales Ich, Natur, Recht, Körper, Religion, die Wirklichkeit im Ganzen (prinzipiell). Es kann das Vermögen „Ich“ als Sehpunkt aller Bildlichkeit gedacht werden, und dies wäre ein der Philosophie würdiger Name für Denken. Das Denken bleibt aber dadurch gebunden an diese Reflexivität des Ichs und an den Seh-Akt einer bestimmten Differenz, nicht irgendeiner Differenz.

© Franz Strasser, 6. 3. 2023  

1J. Widmann, a. a. O., Zum Begriff der Genesis, S 130f.

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Autor: Franz Strasser

Dr. Franz Strasser