Zum Sinnbegriff in den „Thatsachen des Bewusstseins“ von 1811 – 1. Teil

Nach einer Kritik am Sinnbegriff N. Luhmanns, hauptsächlich seiner begrifflichen Dialektik wegen und dem daraus folgenden Form-Begriff (1. – 4. Teil), muss ich mich irgendwann selber outen, wie ich den Sinnbegriff verstehe.

Ich will dazu die ersten sieben Vorlesungen von FICHTES „Thatsachen des Bewusstseyns“ vom WS 1811/12,  Kollegnachschrift Halle, fhs 2 (frommann-holzboog Studientexte) 2003, 287 – 391, (=GA IV/4, 125-191) (abk.=TdB), kommentieren,1 vorallem deshalb, weil a) diese Vorlesungsreihe als ganze eine ausdrückliche Phänomenologie sein will – und die Systemtheorie und das Differenzdenken oft beansprucht, von der Beobachtung auszugehen – und b) der Sinnbegriff von sich her eine transzendentale Bedeutung hat, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Ich benutze dafür neben dem Fichte-Text einen Aufsatz von Mario Jorge de Carvalho, Ausdehnung und Freiheit, Fichte-Studien, Bd. 45 2.

1) FICHTE beginnt in den ersten Vorlesungen dem Wortsinn des Begriffes „Sinn“ nachzuspüren, insofern er ganz bei der sinnlichen Erfahrung der äußeren Wahrnehmung beginnt. Schließlich werden aber noch fünf Hauptkapitel mit Unterkapitel und 35 Vorlesungen folgen (ab der 8. Vorlesung, S 303 – 391), wodurch der Sinnbegriff a) einerseits eine präzisere Bestimmung erfährt – als Anforderung und Erfüllung eines Triebes (vgl. zum Trieb ab 33. Vorlesung S 369ff) und b) für den Bereich des „höheren Bewusstseins“ als „Billigung“ oder „des Rechtheißens“ (ab 37. Vorlesung ebd. S 373ff) eines übergeordneten Solls (41. Vorlesung, S 384)

Dieses „Soll“, „Gesetz der Freiheit“ wird in den TdB dann nicht mehr recht breit ausgeführt, weil die TdB offensichtlich eine andere Funktion haben, nämlich auf die reine transzendentale Erkenntnislehre und reine Philosophie der Wissenschaftslehre vorzubereiten, aber der Begriff des „Sinns“ ist zur Genüge dargestellt. Es ist mit dem Begriff „Sinn“ eine höchst komplexe Funktion des Sich-Selbst-Bewusstwerdens verbunden, der zuerst auf eine einzige Qualität gerichtet ist, empfunden und gefühlt wird, aber sehr schnell wird klar, dass der Sinn mit einer Mannigfaltigkeit von verschiedenen Qualitäten zusammenhängt, einen Totalsinn der Sinnesempfindung und der Empfindbarkeit voraussetzt, weiters mit Ausdehnung und Freiheit engstens verbunden ist – in einem einen und einzigen Akt des Sich-Setzens des Wissens (des Bewusstseins) mitgesetzt ist.

Ich möchte hier nur die ersten 6/7 Vorlesungen in aller Kürze kommentieren, aber schon hier zeigt sich, der Sinnbegriff wächst durch seine differenzielle Bestimmung in seinem sinnlichen wie intelligiblen Gehalt.

Es wird sozusagen ganz „unten“ mit der Sinneswahrnehmung begonnen, welche aber ohne höhere transzendentale Erkenntnisgründe und Begründungen gar nicht verstanden werden könnte.

Anders gesagt: Die rudimentäre, erste Sinn-Erfahrung (Sinn-Erlebnis) enthält schon die ratio essendi eines späteren, differenzierten, ideellen und intelligiblen Sinnbegriffes in sich – sodass schlussendlich, nach der Auslotung der transzendentalen Möglichkeitsformen, auf der Stufe der wirklichen, ersten Sinn-Erfahrung, beim Gefühl begonnen werden kann. Von dort wird weitergegangen bis zur höchsten, erfüllenden Sinnidee.

In einer zu Ende geführten Transzendentalphilosophie gibt es eine Antwort, was Gefühl intentional ist, was Sinn- und Werterfahrung bedeutet. Die Sensualisten bleiben wie gebannt vor der faktischen Sinn-Erfahrung stehen. Bei Fichte wird genetisch gedacht. Nur wenn Leben, Bewusstsein, Freiheit auf etwas hingerichtet sind, durch den Trieb als Prinzip geleitet, gibt es auch ein Gefühl, eine Billigung oder eine Ablehnung.

Das Gefühl ist schon Beziehung auf ein werthaftes Gesetz, das im Triebbegriff und im höheren Bewusstseins der Freiheit zum Bewusstsein kommt.
Die Beobachtungen der Naturwissenschaft (inklusiv z. B. soziologische Beobachtungen), die Sinn-Erklärungen in der Interpersonalität, Sittenlehre, Religion, sie sind Sinn-Beobachtungen, aber hier genetisch begründet aus dem Sich-Setzen der Vernunft.

Anders gesagt: Die Teilhabe am ideellen Sinn-Begriff soll nicht als faktischer Rezeptionsbezug oder als faktischer Rezeptionsakt gesehen werden – denn wie wird dann der Begriff „Rezeption“ erklärt? – auch nicht als platonische methexis-Lehre billig abgetan sein, als hätte PLATON nicht einen lebendigen Ideen-Bezug gemeint!, sondern die ideelle Wertintention, die der Sinnbegriff repräsentiert, muss klar eingesehen und beschrieben werden können! Die Teilhabe am ideellen Sinn-Begriff ist eine Frage des gesetzhaften Bildens und der Sich-Bewährung des Bildens in und durch die Erscheinung Gottes (siehe dann letzter Teil der TdB, leider ebenfalls sehr kurz, 43. Vorlesung, ebd. S 388 – 391), welche Teilhabe auf die zeitliche Realisierung bezogen natürlich eine unendliche Aufgabe, aber immer möglich ist (vgl. dort S 386). Dem Prinzip nach muss die Genesis des Sinn-Begriffes in einer vollkommenen Sinn-Idee vollendet gedacht werden, ansonsten gäbe es überhaupt keine ideelle Beschreibung eines Begriffes „Sinn“ und keine begrifflichen Durchdringung der Wirklichkeit mittels dieser Idee; de facto ist eine zeitliche Realisierung der Sinnidee aber mit wechselndem Erfolg behaftet.

Ich beschränke mich hier nur auf die ersten sieben Vorlesungen, auf den sinnlichen Bereich des Gefühls und der Wahrnehmung. Über den sinnlichen Bereich der Sinnerfahrung ist aber notwendig hinauszugehen, wie sich bereits ab der 7. Vorlesung zeigt. Die Dynamik in den TdB ist total bemerkenswert!

Die Theorien zum Sinn sind inzwischen Legion: Denken wir an die Phänomenologie bei HUSSERL, an die Systemtheorie bei Luhmann, an manche Semiotik oder Existentialhermeneutik – überall wird von Sinn gesprochen, aber was dessen Begriffs-Idee ist, wird eigentlich nicht begründet! Oder man verlässt sich z. B. auf die Sprache – und ist hilflos ihrem Gebrauch und Spiel ausgeliefert. Ein WITTGENSTEIN bekannte im Tractatus wenigstens, dass seine logischen, metasprachlichen Reflexionen letztlich keinen Sinn haben, sollten sie nur logisch gelesen werden. Sie wären nur Tautologien. (Die Funktion der logischen Sprachbilder hat er später aber ausgeweitet.)

Unter einem Begriff verstehe ich eine im Bewusstsein gefundene Form und Objektivierung eines Wissens, liegend zwischen einer Evidenz und einem System des ganzen Wissens, deshalb als Projektion und als Bild benennbar, ein anschaulicher Wert.

Im Begriffs-Wert kann ein erkennbarer Unterschied zwischen den prinzipiellen Möglichkeiten einer Idee und den prinzipiellen Möglichkeiten seiner Evidenz auf der Ebene der Wirklichkeit ausgemacht werden. 

So ist z. B. die Sinneserfahrung oder die Wahrnehmung im Tasten, Schmecken, Riechen, Sehen, Hören deshalb eine Sinn-Erfahrung, weil das mögliche Begreifen  und Verstehen von vornherein transzendierend geöffnet ist auf einen Gesamtbezug zwischen sinnlicher Natur und Möglichkeitsbegriff der Freiheit.
Im Tasten, Schmecken, Riechen, Sehen, Hören objektiviert sich dank des Triebes eine unmittelbare, dynamische Öffnung des Sehens und Sich-Bildens auf ein mögliches, freies Begreifen eines Wertes und auf eine größere Freiheit hin. Die erste, quasi prästabilierte Hinordnung auf das Mögliche in einer sinnlichen Erfahrung konkreter Natur begreift/versteht sich dann als „hart“, „süß“, „duftend“…. weil (unbewusst) auf das Mögliche in der Konkretion von Wert- und Freiheits-Erfahrung geschaut wird.3

Dank des Triebes ist das Sehen auf ein mögliches Begreifen hin geöffnet.

1.1) „Thatsachen, Facta des Bewußtseyns wollen wir darlegen, also nicht erdenken, nicht mit Freiheit die Objecte bilden sondern sie anschauen wie sie sind, wie sie sich von selbst uns geben vermöge ihres objectiven Seyns“ (TdB, 1. Vorlesung, 21. 10. 1811, fhs2, 287.)

Wenn man sich in eine solche Schrift Fichtes hineinliest, so fällt einem sofort auf, dass seine Analyse von einem landläufigem Verständnis von Wahrnehmung weit abweicht, obwohl er mit einem scheinbar Bekannten beginnt. Hat nicht auch PLATON in den Gesprächen bei Sokrates mit dem Vordergründigen begonnen und ist dann aufgestiegen zur Ideenlehre? Fichte endet, typisch wie bei PLATON, mit dem Begriff des „Gesichtes“ (41. Vorlesung, ebd. S 383), griechisch  „Idee“ und des unbildbaren Grundes aller Erscheinung, einem Sein Gottes in der Erscheinung. 

Er beginnt mit einer Worterklärung der äußeren Wahrnehmung: Sie ist Wahrnehmung jedes möglichen Gegenstands in einer Welt außer uns, in der Welt des nicht Ichs.
Fassen wir sie im Allgemeinsten als Wissen überhaupt: Das äußere Wahrnehmen faßt nicht auf das Object selbst, sondern die Vorstellung des Objects; sie giebt das Bild, das Schema des Gegenstandes. Sie giebt sich aus als gleich mit dem Object von einer Seite und als nicht gleich von der andern Seite.“ (ebd. S 289)

Wesentliches Moment von Fichtes Erörterung der äußeren Wahrnehmung und eines ersten Sinn-Begriffes sind zwei Grundbestandteilen: Sie besteht aus Qualität bzw. Empfindung – „Qualität sagen wir in Beziehung aufs Object. In Beziehung auf den Sinn ist Qualität Empfindung.“ (ebd. S 290) – und der Ausdehnung – siehe dann die 2. 3. 4. und 5. Vorlesung.

Schaue ich auf den Begriff Sinn, so beginne ich also zuerst bei der Wahrnehmung und Affektion. „Denn kein Sinn, keine Qualität. Daher lernt man die Qualität nicht kennen auf dem Wege der Mittheilung (…), sondern einzig durch den Sinn. (Der Sinn selbst muss affizirt seyn.“ (ebd. S 290.)

M. a. W. nur durch eine unmittelbare Fühlungnahme mit einem Korrelat, nur im Zusammenhang mit etwas anderem, in einer aWechselwirkung, kann also berechtigt von einer Qualität bzw. einer Empfindung gesprochen werden, oder, was dasselbe sagen soll, ist eine erste, rudimentäre Sinnes- und Sinnerfahrung möglich.

Es beginnt jetzt explizit das reflexologische Aufsteigen: Jede Qualität einer Sinneserfahrung wirkt zurück auf eine zuerst (…) „allgemeine Weise des Sichbewußtwerdens des Sinnes.“ (ebd. S 290), denn eine einzelne Sinneserfahrung oder eine Qualität ist bereits etwas Konkretes innerhalb einer viel weiteren, mannigfaltigeren Sinneserfahrung. (Vgl. ebenfalls bei PLATON über die Zentrierung des Wissens im Theaitetos 184c ff – siehe Blog.)

„Die Qualität ist also eine Beschränkung des Allgemeinen auf ein Besonderes, des Farbensinnes z. B. auf diese und diese bestimmte Farbe. Die Qualitäten am Objecte sind demnach gegenseitig sich aus schließende Bestimmungen des Sinnes.“ (ebd. S 290)
Es gibt keine wahrgenommene sinnliche Qualität als etwas Losgelöstes, Isoliertes, sondern es verhält sich vielmehr so, „dass jede sinnliche Qualität sozusagen im Zeichen der Mehrzahl erscheint.“4

M. a. W., die Sinneserfahrung oder der Sinnbegriff ist imprägniert mit Qualität und Inhalt, Mannigfaltigkeit und sittlichen Werten – ganz zum Schluss wird es heißen, eingeordnet in ein System von Ichen (ebd. S 390)- , und leitet durch die Reflexion über zu einer quantitativen Beschreibung dieser Qualität und zu einer analytisch-synthetischen Logik der Gegensätze und ihrer zu findenden Vereinigungen. (Der Übergang von der kategorialen Qualitätsempfindung zur quantitativen Beschränkung und Bemessung ist m. E. ein Glanzstück der transzendentalen Ableitung, wäre aber ein eigenes Thema.) 5

Die Sinneserfahrung wird wahrgenommen im Gegensatz zu anderen Möglichkeiten, ist markante, entschiedene Empfindung, oder, m. a. W. Hemmung. Sie steht im Spannungsfeld anderer (vielleicht nicht explizit bewusster) Möglichkeiten der Sinneserfahrung und Sinn-Erfahrung überhaupt.

Realistisch könnte jetzt eine Bedingungsverhältnis zwischen einem supponierten Vermögen des Sinns (einem Organ des Sinns wie Sehsinn, Tastsinn) und einer konkreten Wahrnehmung aufgebaut werden, aber das ist bereits dogmatisch gedacht und vorausgesetzt. Ein Sinnesorgan darf nicht vorausgesetzt werden. 6

Eine „phänomenologische“ Einholungsweise eines Gefühlten oder Angeschauten, wie ich das bei HUSSERL öfter lese und nicht verstehen kann, ist dogmatisch mit vielen realistischen und idealistischen Vorgaben belastet, weil der Erkenntnis- und Rechtfertigungsgrund z. B. des Tastsinns oder des Sehsinns, transzendental nicht gegen das Sinn-Vermögen des Wissens selbst abgegrenzt und eingeholt ist. Wir haben uns zwar derartig an „phänomenologische“ und sensualistische und physikalistische Theorien gewöhnt, dass wir uns der transzendentalen Voraussetzungen nicht mehr bewusst sind, aber deshalb werden sie nicht wahrer und nicht denkbarer. Früher oder später kommt keine Wissenschaft um die explizite Darlegung der transzendentalen Erkenntnisbedingungen eines tätigen Ichs und seines Bildens herum, wodurch so etwas wie Sehen und Hören und Riechen und Schmecken, oder vorhergehend die Ableitung der Wirksamkeit eines leiblichen Ausdrucks, gedacht werden können. Die Begriffsmöglichkeiten müssen aus dem Vorstellungsvermögen abgeleitet werden – und nicht umgekehrt. Wenn sozusagen auf der „untersten“ Ebene der äußeren Wahrnehmung nicht schon auf die transzendentalen Bedingungen der Wissbarkeit geachtet wird, wie sollte dann a fortiori ein höherer, geistiger Sinn übrig bleiben für interpersonale, moralische, religiöse oder geschichtliche Sinn-Ideen?

Es liegt offensichtlich ein „dynamischer und spannungsgeladener Charakter“ 7 in jeder Qualität und Sinnesempfindung, der als unterscheidender Charakter zu anderen Qualitäten und Empfindungen in quantitativer Weise weiter kategorial bestimmt werden kann.

Vorausblickend gesagt: Die Reproduktionsformen der Einbildungskraft, die Anschauungsformen Zeit und Raum, die Verstandesbegriffe, die praktischen Reflexionsideen, das höchste Gesetz der Freiheit, sie fließen als konstitutive bzw. als regulative, je nach Standpunkt der zu beschreibenden Bedingungen, in das basale Erleben eines Gefühls (einer Empfindung) ein, sodass im elementaren Auffassen des Gefühls und der Wahrnehmung der Sinnes- und Sinnbegriff eine konstitutive, intelligible und wertrelevante Bedeutung bekommt!

© Franz Strasser, 22. 12. 2018

1Dies ist die zweite Vorlesung „Thatsachen des Bewußtseins“ im Wintersemester 1811/1812. Zum ganzen Vortragszyklus der viermal? vorgetragenen „TdB“ siehe die verschiedenen editorischen Angaben in der GA, oder bei Rainer Adolphi, Fichte-Studien Bd. 32. 2009, Anm. 49. GA II/12 u. GA II/15 u. GA IV/4. Zu ihrem Verhältnis der vier Vorträge im allgemeinen bes. GAIV/4, 73, 78. – „Auch in Bezug auf die Thatsachen des Bewußtseyns gilt wie für alle seine (späteren) Vorlesungen, dass Fichte jedesmal neu ansetzt. Dabei fallen die drei (bzw. wie zu mutmaßen ist: alle vier) Vorlesungen freilich deutlich unter zwei große Typen: weithin ähnlich die ersten, und mit der letzten vom Winter 1812/13 ein wesentlich neues Muster begründend. Auch Fichte selber hat dies reflektiert (SW IX, 406).“ (Rainer Adolphi, ebd. S, 102)

2Mario Jorge de Carvalho, Ausdehnung und Freiheit, in: Fichte-Studien Bd. 45, 2018, 61 – 91.

Das Thema Beobachtung: Aus einem Glossar (leider nicht mehr abrufbar) wird die Beobachtung bei N. Luhmann so kommentiert: „Beobachtung ist eine Operation von psychischen und sozialen Systemen; es ist die Operation der Unterscheidung. Anhand von Differenzschemata werden so Informationen erzeugt, wobei Erwartungen des Beobachters erfüllt oder nicht erfüllt werden. Jede Beobachtung setzt eine Unterscheidung voraus, die sich selbst nicht mehr mit der gleichen Unterscheidung noch einmal beobachten kann. Das Bewusstsein ist z. B. hinsichtlich des „Sehens“ gekoppelt an einen nur eingeschränkten Bereich des Lichts. Es kann damit wahrnehmen; aber nicht so wahrnehmen, daß es gleichsam wahrnimmt, dass es nicht „alles“ wahrnimmt.
Um die Unterscheidung, die benutzt wurde, beobachten zu können, muss sie bezeichnet werden, und eben das setzt eine andere Unterscheidung voraus, in deren Rahmen die erste Unterscheidung von anderen Unterscheidungen unterschieden wird. Beobachtung aktualisiert, indem sie bezeichnet, Unterscheidungen, die Realität erzeugen.“
Gerade solche Kommentare, in Klammer ist angegeben „Spencer Brown“, offenbaren für mich eine petitio principii, eine Erschleichung der Prinzipien und zeigen das ganze Ungenügen dieser mehr oder wenigen empirischen Erkenntnistheorie!

3Zum Begriff des „Begriffes“ – siehe J. Widmann, Die Grundstruktur des transzendentalen Wissens nach Joh. Gottl. Fichtes Wissenschaftslehre 1804/2, Hamburg 1977, 59 – 64. u. 184. – 190.

4Mario Jorge de Carvalho, Ausdehnung und Freiheit, S 66, in: Fichte-Studien Bd. 45, 2018.

5Um zur Gegensatzlogik übergehen zu können, muss die Kategorie der quantitativen Selbstbeschränkung erst abgeleitet werden; diese wiederum beruht auf der Qualitätsempfindung, die aus einer Selbstbeschränkung einer triebhaften Hemmung entspringt. Der Wirklichkeitsgrund der Qualität und der Quantität, also der Möglichkeitsgrund derselben, nimmt eine genaue Stelle der Ableitung in der transzendentalen Prinzipienstruktur des Wissens ein. Siehe z. B. 26. Vortrag in der WL 1804/2. Wenn wir andere Gewissheiten setzen als die Selbstgewissheit der Wahrheit und des reinen Wollens, setzen wir anderen Inhalte, d. h. andere Qualitäten; wenn wir deren Aspekte nochmals verschieden bestimmen, bestimmen wir sie der Quantität nach. Wir erhalten so die Urformen des Phänomene des gewöhnlichen Wissens, wie sie in äußerster Kürze der 28. Vortrag der WL 1804/2 beschreibt.

6Etwas später als TdB trug Fichte „Transzendentale Logik I u. II“ vor (1812), worin er sich öfter ausdrücklich von einem idealistischen Fehlschluss abgrenzt. Siehe dort z. B. S 102ff – nach der Studientextausgabe des Frommann-Holzboog-Verlages, fhs, 4, 1, 2019.

7Mario Jorge de Carvalho, Ausdehnung und Freiheit. Ebd. S 64.

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Autor: Franz Strasser

Dr. Franz Strasser