Zum Begriff des Transzendentalen – 2. Teil

Die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung im Sinne Kants, bzw. nach den Bedingungen der Möglichkeit von Wissen überhaupt, kann nur zu einer sich selbst rechtfertigenden Wahrheit führen, andernfalls ein unendlicher Regress eröffnet wäre.

Die überdisjunktive, disjunktionslose Wahrheit wird gesucht: Mit FICHTES Wln gesprochen: Das in und aus dem Absoluten hervorgehende Wissen einer alles konstituierenden, d. h. einer alles begründenden und rechtfertigenden Einheit von Wissen und Sein – die platonische Idee des Guten.

Das sekundär den Wissensakt nachvollziehende, abstrahierende Denken der Philosophie versucht in und aus dieser intellegierenden Quelle des Lichts, immer im selben Genus, die Teilbestimmungen des Seins wie des Denkens, als teilverabsolutierte Bestimmungen eines realistischen wie idealistischen Denkens, in Struktur und System, in Prinzipien der Erkenntnis (der Anschauung und des Begriffes), zu verstehen und zu explizieren.

Die voraussetzunglose Einheit einer relationslosen Identität, die im Wissen in ihrer Erscheinungsform aufscheint, ist ein Reflex einer aus sich und von sich und durch sich gerechtfertigten Wahrheit. Im reflexiven Wissensvollzug spaltet sich notwendig diese disjunktionslose Einheit der Wahrheit in ein verobjektiviertes Mannigfaltige des Seins (im Bilde.) 

Mit PLATON gesprochen (siehe andere Blogs dazu): Das im Wissensakt eingesehen Wissen des Guten ist Bedingung der Möglichkeit jedes weiteren Wissens von etwas, d. h. Bedingung der  Möglichkeit von Wahrheit  – als auch Bedingung der Möglichkeit der Erkennbarkeit der Wahrheit in einem wahrhaften Wissen und wahren Bildsein.  

S508e Dieses also, was dem Erkennbaren Wahrheit mitteilt und dem Erkennenden das Vermögen hergibt, sage, sei die Idee des Guten; (Siehe bei Perseus entsprechenden Worterklärungen – Link anklicken: τοῦτο τοίνυν τὸ τὴν ἀλήθειαν παρέχον τοῖς γιγνωσκομένοις καὶ τῷ γιγνώσκοντι τὴν δύναμιν ἀποδιδὸν τὴν τοῦ ἀγαθοῦ ἰδέαν φάθι εἶναι: (…)

Die Idee des Guten, das Wissen davon, steht im Wissensakt jenseits einer realistisch/idealistischen Disjunktion und ist doch Grund der Disjunktion.

Es sei hier deutlich einbekannt, dass dies die Hauptschwierigkeit sein wird, dass einerseits das Transzendentale und transzendentale Wissen auf eine relationslose Einheit hinauslaufen muss, andererseits aber gerade deshalb das Wissen nur im Gegensatz und  in einer bedingten Abhängigkeit davon, als Folge eines Grundes, als genetische Erkenntnis, als eine reflexive Zwei-Einheit, sichtbar werden kann. Die Erkenntnis des Daseins (der Erscheinung), als durch das Absolute bedingt, muss unmittelbar, unableitbar erscheinen, damit die formale Freiheit selbst unableitbar bleibt und sich in freier Abbildlichkeit zu dieser Erscheinung, die Ausdruck ist einer Sich-Erscheinung und Äußerung des Absoluten,  bilden kann.

M. a. W., die Gewissheit des Wissens spaltet sich in Sein und Bild, vollzieht sich in einem gesetzhaften Bilden, ist  durch die Freiheit eine wert- und sinnhafte Mannigfaltigkeitsordnung, hierarchisiert durch die Sinnidee, und möchte als eingeschränkte Erkenntnisform philosophischen Erkennens eine vernünftige Durchdringung der Wirklichkeit im Ganzen leisten.  

Das in sich geschlossene Wissen immanent/idealistisch bestimmt alles emanent/realistische Gewusste, und umgekehrt, alles Gewusste reguliert gemäß der Einheit der Erscheinung die verschiedenen Hinsichten des Wissen, sei es das Wissen einer stehenden, sinnlichen Natur, oder das reflektierende Wissen der Moral, das stehende Wissen einer Legalitäts- und Interpersonalitätssphäre, schließlich das in unabhängiger Tätigkeit erscheinende Wissen einer religiösen Sinnordnung – und doch muss es über diese Wechselwirkung hinaus die unabhängige Tätigkeit der Sich-Erscheinung des Absoluten geben, sonst wäre obiges Wissen nicht begründbar und rechtfertigbar als Bild Gottes in der Erscheinung. 

© 29. 10. 2015 Franz Strasser

 

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Autor: Franz Strasser

Dr. Franz Strasser