Zum Sinnbegriff in den TdB – 4. Teil

4. Vorlesung: Die Qualität wie die Ausdehnung, beiderlei in der äußeren Wahrnehmung, sind  somit eine Beschränkung der Gesamtheit des Möglichen, aber in verschiedener Hinsicht:

a) Der Qualität nach geschieht die Begrenzung gegenüber einer größeren Sphäre anderer Qualitäten und gegenüber der Totalanschauung der Empfindbarkeit überhaupt. „In jeder Empfindung ist Selbstanschauung des Wissens“. (ebd. S 295)

Dies bedeutet aber jetzt, dass der Umfang des Allgemeinen, welches in jeder Wahrnehmung einer sinnlichen Qualität beschränkt oder begrenzt wird, noch größer ist als bloß eine quantitative Selbstbeschränkung auf eine einzige sinnliche Qualität. Jede Wahrnehmung einer sinnlichen Qualität ist ihrem Wesen nach auf den Totalsinn (Totalanschauung, Empfindbarkeit) (ebd. S 295. 297) bezogen, und stellt durch die Wahrnehmung einer mehrfachen Beschränkung des Totalsinns da. Jede äußere Wahrnehmung hat die Spannweite einer Art „omnitudo von Qualitäten“ oder Empfindungen zur Voraussetzung. 1

b) Der Ausdehnung bedarf ebenfalls einer Beschränkung, aber sie geschieht frei, sie ist eine„Selbstanschauung des Vermögens.“ (ebd. S 295) Diese „omnitudo“ der Beschränkung des Möglichen hinsichtlich der quantitativen Beschränkung, gemessen noch mit der Beschränktheit der Qualitäten, ist  unermesslich.

Jede Wahrnehmung ist eigentlich das genaue Gegenteil von der ziemlich begrenzten Erscheinungssphäre, die sie auf den ersten Blick zu sein scheint; sie ist vielmehr so geartet, dass die Beschränkung nicht nur von einer Art omnitudo der Qualitäten,  sondern eigentlich aus zweien, einer doppelten omnitudo des Möglichen besteht, a) dem  Totalsinn oder der Totalanschauung bzw. Empfindbarkeit der Qualitäten  und b) des unendlichen Vermögens zu teilen.

Beides gehört aber zusammen in der äußeren Wahrnehmung. „Also die Wahrnehmung ist überhaupt Selbstanschauung des Wissens in zwei sehr verschiedene Bestimmungen, theils als ursprünglich seyend so und so, theils als ursprünglich freies Vermögen.“ (ebd. S 295.296)

In der wirklichen Wahrnehmung sind, auch wenn sie völlig ungleichartig sind, Qualität und Ausdehnung nicht isoliert, sondern die Selbstanschauung des Wissens setzt sie ineins und „setzt ein Seyn unter und giebt so der Qualität und der Ausdehnung einen Träger. Sie werden Eigenschaften des Seyns, Accidenzen der Substanz nach der Sprache der Philosophen.“ (ebd. S 296)

(c) Franz Strasser, 22. 12. 2018

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1Vgl. Mario Jorge de Carvalho, Ausdehnung und Freiheit,ebd. S 82.

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Autor: Franz Strasser

Dr. Franz Strasser