Offensichtlich kämpfte die Glaubensauffassung des frühen Islam mit ihrem Propheten Mohammed (oder Muhammad – versch. Lesearten) gegen die „Beigesellung“ mehrerer Götter zum einen und einzigen Gott, wie sie dem Christentum unterstellt wurde, kämpfte auch gegen das Judentum und ihrer Schriftauslegung. Erst der QUR‘AN und die später folgende „Hadithe“ hätten das unverfälschte und wahre „Wort Gottes“ gebracht.
1) Der Prophet des Islams hatte eine schlechte Kenntnis der christlichen Lehre, wahrscheinlich nur eine mündliche Kenntnis, vermutete einen Drei-Götterglauben (Vater-Jesus-Maria!), war vom Monophysitismus, Nestorianismus, Arianismus schlecht beraten, auf jeden Fall wurde die kostbare Lehre des trinitarischen Glaubens, wie er 325 u. 381 n. Chr. in Nicäa festgelegt wurde, bzw. die Zwei-Naturlehre Christi, wie sie in Chalzedon (451 n. Chr.) formuliert wurde, von ihm völlig falsch verstanden oder war ihm überhaupt ziemlich unbekannt. (Mohammed lebte von 570/573 bis 632 n. Chr.) So entstand ein eigenartiges, neues Konstrukt eines Ein-Gott-Glaubens.
2) Ich versuchte den QUR‘AN wohl zu lesen, allein es kommen dort so viele Stimmen und angebliche Offenbarungen vor, dass es hermeneutisch schwer ist, eine einheitliche und systematische Erkenntnis daraus zu gewinnen. 1
Es gibt im QUR‘AN gewisse Texte, die einer Vernunftkritik standhalten und deshalb als positive Offenbarung (im weitesten Sinne, nicht sehr präzise) angesehen werden können, aber unzweifelhaft auch grausame Stellen von Verfolgung, Unterdrückung, Erpressung, lautstarker Verfluchung, von Patriarchalismus u. a. m.
Zusätzlich zu einer historisch-kritischen Leseart, die für den QUR‘AN teilweise schon existiert, zumindest in Fachkreisen, müsste es m. E. eine transzendental-kritische, vernunftkritische Leseart geben, um moralische von unmoralischen und historische von transzendentalen Wahrheiten unterscheiden zu können. Die im ISLAM hochgehaltenen Begriffe wie „Wort Gottes“, „Offenbarung“ müssen dem Vernunftanspruch der Denkbarkeit einer Glaubens-Aussage entsprechen.
3) Es trägt jede Aussage das Problem an sich, durch ein Medium (wie der Sprache, der Schrift) vermittelt zu sein, wodurch der Geltungsgrund einer Aussage natürlich gebrochen oder verfälscht sein kann (kann, nicht muss). In den Spuren einer transzendentalkritischen Analyse des Wissens muss deshalb stets Dekonstruktion geübt werden – und der angeblich unvermeidliche hermeneutische Zirkel des Verstehens muss von innen her aufgelöst werden, sofern das Sichbegreifen des Begriffes selbst zum Objekt gemacht wird. Ist denkbar möglich und wahr, was an Geltungsanspruch erhoben wurde und im QUR’AN aufgeschrieben steht? Transzendentalkritisch muss gefragt werden: Was ist die Identität eines Begriffes mit seiner Idee?
Da gibt es einerseits das vorausgesetzte Material, das Begriffene (z. B. die divergierenden Aussagen, alle müssen zwangsweise bekehrt werden, oder, Allah ist barmherzig und verzeihend), andererseits das freie Begreifen und den freien Umgang mit diesem Begriffenen.
Eine Aussage wie z. B., alle Nicht-Muslime müssten bekehrt werden, führt das eine transzendentale, rückbezügliche Einsicht mit sich, das könnte eine göttliche Offenbarung sein, oder ist das nur subjektive, psychologische Meinung? Oder die Frauen müssten ein Kopftuch tragen, welchen Ursprungs ist diese Aussage? Wenn und weil diese Aussage als behauptete Offenbarung im Koran steht, muss sie noch nicht richtig sein. Das wäre pure, ideologische Hermeneutik, autoritäre Begründung.
4) Es ist die Schönheit und Kraft der Transzendentalphilosophie, dass sie das Sichbegreifen des Begriffes zum Objekt macht und nicht im metaphysischen oder hermeneutischen Zirkel hängen bleibt. Nochmals formuliert: Da gibt es einerseits das vorausgesetzte Material, das Begriffene (in diesem Falle eine angeblich positive Offenbarung), andererseits das freie Begreifen und den freien Umgang mit diesem Begriffenen. Dieser Zirkel kann von da nach dort und umgekehrt aufgelöst werden, wenn die Einsicht sich selbst einzusehen vermag als das, was sie ist. Kann eine solche Einsicht einer zwangsweisen Bekehrung frei begriffen und eingesehen werden als das, was sie ist, und das ist, als was sie eingesehen wird? Oder ist das Beigabe des Propheten Mohammed, weil er um seine Botschaft und seine Machtstellung fürchtete?
Eine Existenz, da sie noch nicht in der Einsicht ist, kann im strengen Sinne nicht eingesehen werden. Es existiert schlechthin kein Wissen von der Existenz eines behaupteten Wissens, falls dieses nur eingebildet ist. Anders gesagt: In einer Einbildung vermag die Einsicht unmittelbar das reine Substrat für eine bloß mögliche, aber noch nicht vollzogene Einsicht halten. Es vermag etwas als möglich in der Einsicht behauptet werden, aber es kann nicht behauptet werden, es liegt außerhalb und vor der Einsicht.
Sobald die Potenz der Einsicht angesetzt wird, ist klar – das ist spezifische Erkenntnisform der Verhältnisbestimmung in der Transzendentalphilosophie -, dass sie sich nur als Bezug erkennen kann, sei es, a) dass das Substrat ihres aktualen Erkenntnisvollzuges wirklich existiert und zeitlich kausiert werden kann, oder sei es, dass es im aktualen Erkenntnisvollzug nur als möglich eingesehen wird. „Der theoretische Ansatz der Möglichkeit von Selbst-Erkenntnis hat eine besondere Konsequenz. Setzt man Erkenntnis nur als Erkenntnis von Objekten an, die ihr gegenüber als selbstständig und unabhängig gefasst sind, so lässt sich theoretisch die Aktivität im Erkenntnisvorgang diesen Objekten zuschreiben. Wird aber angesetzt, dass Erkennen könne auch sich selbst erkennen, muss notgedrungen seine eigene Aktivität des Erkennens mit gesetzt werden.“2
Übersetzt im gegebenen Fall ist das eigene, freie Selbsterkennen im Bezugserkennen notwendig mitgesetzt.
Die Geltungserkenntnis einer positiven Offenbarung muss so ergreifend und überzeugend sein, pertinent den Willen ergreifen können, dass jeder/jede, der/die diese genetische Erkenntnis mitvollzieht, zur Überzeugung der Wahrheit gelangt und das frei nachvollziehen und verstehen kann z. B. ja, das ist richtig, „ Allah ist barmherzig und gnädig oder „Sei ein Muslim“.
Aber kann jeder/jede das nachvollziehen, d. h. als genetische Erkenntnis bewähren, es darf auch zwangsweise der Islam durchgesetzt werden? Kann Mohammed seine Aussage in Bezug auf ein Wort Gottes, das außerhalb und vor seiner Erkenntnis existieren soll, so felsenfest und genetisch begründen und rechtfertigen: Gott selbst verlangt, alle müssten zum Islam bekehrt werden? Woher hat er dieses Wissen? Was sind seine Beweismittel? Sprechen seine gewaltsamen Eroberungszüge und „Beweismittel“ psychologisch nicht genau das Gegenteil? Wenn er sich einer Offenbarung Gottes genetisch sicher gewesen wäre, warum fürchtete er sich vor militärischen Niederlagen oder warum brauchte er kriegerische Erfolge? Warum brauchte er seine Beutezüge, um seine Soldaten zu besolden?
Der Prophet hätte auf solche Mittel der Bewährung setzen können, die von sich her eine Aussage in den Herzen der Menschen genetisch begründet und gerechtfertigt hätten – ohne militärische Erfolge. Er hätte bei kritischer Selbstprüfung den subjektiven Anteil an der Offenbarung Gottes vom objektiv möglichen Teil der Offenbarung unterscheiden und abziehen müssen und sagen, in meinen Augen ist es zwar nützlich und angenehm, wenn alle Muslim würden, aber von Gott her kann ich das nicht als genetisch erkannt behaupten. Hat er das gesagt? Die kriegerische Durchsetzung der angeblichen „Offenbarung“ Gottes und die vielen Aussagen im Koran sprechen eine deutlich subjektivistische und psychologische und komparativ von vielen Einflüssen gefärbte, außengelenkte, imperiale Sprache.
5) Es braucht m. E. vernunftkritische Werkzeuge und Argumente, damit Menschliches, Allzumenschliches und Gewalttätiges von der genetischen Erkenntnis einer positiven Offenbarung getrennt werden können. Transzendentalkritisch kann und muss gefragt werden: Was ist die Identität eines Begriffes mit seiner Idee? Gibt es keine Identität eines Begriffes mit seiner Idee, bleibt ewige Dichotomie zwischen behaupteter Aussage und deren Wahrheitsgehalt. Behauptet kann alles werden, die Frage ist nur, bewährt es sich.
Jetzt weiter reflektiert: Angenommen, es gibt diese genetische Lebendigkeit des Begreifens, eine Einheit von Begriff und Idee – z. B. Allah ist barmherzig und verzeihend oder z. B. „Sei ein Muslim“, d. h. sei im vollen und tiefsten Frieden (salâm) mit Gott und dir wie Abraham, Elija, Jesus, so verlangt das jetzt eine zeitliche und geschichtliche Bewährung. Dies ist nur als materiale Bild-Qualität möglich. Es soll der Begriff in der Identität mit seinem Wesen bildhaft gelebt und vollzogen werden.
Das Bild ist nicht selbst das, was es darstellt, es ist die Darstellung jenes anderen, das auch ohne Bild für sich besteht, des Abgebildeten. Es soll in diesem Fall der gnädige und barmherzige Gott abgebildet werden.
Die Darstellung des absoluten Grundes im Begriff, aber auch die differenzierte Nicht-Darstellbarkeit des absoluten Grundes selbst in der Bild-Wirklichkeit, sind nicht zu trennen, sind aber auch nicht einfach gleichzusetzen.
Indem der Begriff sich selbst in seiner Mächtigkeit des Begreifens erkennt, hoffentlich aber auch in Selbsterkenntnis bescheidet, dass er von sich allein her den absoluten Geltungsgrund in seinem Licht und seiner Dauer nicht erreichen könnte, kann er Anteil an der wahren Bild-Wirklichkeit gewinnen und sie zeitlich und geschichtlich bewähren. Der Begriff „Allah ist barmherzig und verzeihend“ kann in genetischen Zusammenhänge des Begreifens als ein Begreifen des einen durch ein anderes dauerhaft bewährt werden, d. h. in concreto realisiert werden, aber er bewährt sich gerade nicht, wenn zu einer brutalen und gewaltsamen Missionierung übergegangen würde, weil dazu die Einsicht bzw. der Möglichkeitsgrund fehlt, das in den absoluten Geltungsgrund selbst zu verlegen. Das ist ja nur erzwungen! Das ist nur mehr purer Machtmissbrauch, Herrschaftswillen, Repression, Schwäche, purer Machismus, Beutezug – und wie immer das psychologisch beschrieben werden mag.
Es kann material nicht der Geltungsgrund „Allah ist barmherzig und verzeihend“, hunderte Male im Koran ausgesprochen, mit der grausamen Bild-Wirklichkeit der Ausrottung Andersgläubiger zusammengehen. Mohammed musste offensichtlich den Geltungsgrund von der Barmherzigkeit Gottes durch militärische Erfolge und Eroberung untermauern, also war er sich seiner subjektiven Einsicht in den absoluten Geltungsgrund nicht sicher!? Seine Eroberungszüge, seine Ausrottung ganzer Städte, seine Versklavungsstrategien, sein Patriarchalismus, was beweist das?
6) Das Nachdenken über die Offenbarung Gottes hat im Christentum die Anwendungsbedingungen der Begriffe in die transzendentale Analyse eingeschlossen. Der in den Evangelien und in den Konzilien gefundene Weg einer trinitarischen Explikation des Ein-Gott-Glaubens in einer pneumatologischen und ekklesiologischen Vermittlung verlangt ausdrücklich die Bewährung der Bildlichkeit einer absoluten Geltungsaussage a) im lebendigen Rückbezug zum absoluten, EINEN Geltungsgrund (implikationslogisch), als auch b) eine zeitlich-geschichtliche Bewährung der objektiven Bild-Wahrheit der EINEN Einheit der positiven Offenbarung. Die Rekursion auf den absoluten Geltungsgrund und die erinnerungsmäßige, pertinente Bestimmung des Wollens aus diesem Geltungsgrund sind eine immerwährende, ständige Reflexion und Dekonstruktion der Begriffe, den absoluten Geltungsgrund so zwangsfrei und befreiend wie möglich zu erkennen und weiterzugeben, damit der reine Begriff und dessen Idee zur Deckung kommen.
In individueller wie gemeinschaftlicher Geschichte muss eine Realisierung der genetischen Erkenntnis vom absoluten Geltungsgrund möglich sein – d. h. aber immer in ständiger Prüfung der Methoden und mit einem eschatologischen Zukunftsziel, das absolut kompatibel mit dem initiatorischen Anfang des Offenbarungsträgers selbst ist – und hermeneutisch kompatibel mit anderen Aussagen der Hl. Schrift. Die Vorstellungen z B. von der erwarteten Vollendung werfen ein replikatives Bild zurück auf das Materiale des Geltungsgrundes des Anfangs, ob z. B. eine universale, interpersonale Gemeinschaft, eine „heilige Stadt“ erwartet wird, oder ein Paradies mit nebengelagerter Hölle und 50 Jungfrauen etc…
Gibt es diesen absoluten, pertinenten Bestimmungsgrund des Barmherzigen und Allerbarmers, ausgelegt in implikativer Begründung und appositioneller Begründung im QUR’AN?
7) Da wir als reflexive Vernunftwesen der Zeit und der interpersonalen Kommunikation bedürfen, muss die implikative Grund-Folge-Ordnung einer Geltungsbegründung in eine appositionelle Reihe des Nach- und Miteinandersetzens übergehen. M. a. W., das kategorische Verhältnis einer Gottesbeziehung und Gottesoffenbarung muss sich in einer prinzipiellen und kausierenden Folge zeigen können, d. h. in einer Konsequenz der logisch-praktischen Realisierung. Ein implikativer Begründungsanspruch einer angeblich erfahrenen Offenbarung Gottes ist zu wenig, weil es nur eine genetische Erkenntnis in solchen Fragen geben kann, sobald absolut etwas begründet und bewährt werden soll. Genetisch heißt aber, dass Grund wie Folge in ihrem Nexus zusammenhängen und sich wechselseitig bewähren. Sie bewähren sich letztlich aber nur als Bild Gottes, wie er sich im Geltungsgrund zu erkennen gibt. Die Bewährung als „Bild Gottes“ ist allgemeines Korrektiv jeder verbindlichen Vorstellung vom absoluten Geltungsgrund – und kann gewaltfrei und demokratisch als apriorische Vernunftbasis aller Vernunftwesen angesehen werden, tauglich zum interpersonalen Austausch.3
Eine nur auktoriale Begründung der positiven Offenbarung durch Worte, Weisungen, Aufforderungen, Mahnungen, Drohungen, weil angeblich so gehört und dann schriftlich festgehalten und letztlich vom Himmel selbst her als Abschrift des QUR‘AN gesandt, das ist zirkelhafte Begründung.
Anders gesagt: Kann der Begriff der Freiheit durch die höchste und sich selbstbegründende Evidenz des Guten und Heiligen (des Gottesbegriffes) nicht generiert werden, d. h. kann Freiheit in einer religiösen Aussage – generell in Formen des Medialen und Interpersonalen – nicht erkannt werden, ist dringend Ideologieverdacht geboten. Ob Gott sich dem Mohammed geoffenbart hat in bestimmten Weisungen und Worten, schriftlich fixiert dann im QUR’AN, kann vernunftkritisch nicht für unmöglich erklärt werden, sofern das Gehörte und Aufgeschriebene mit den prinzipiellen und reflexiven Formen des Sich-Wissens und Sich-Bildens in implikativer wie appositioneller Formen vereinbar ist. Es muss die Evidenzmöglichkeit einer absolut sich selbst begründenden Wahrheit a) für den Offenbarungsträger selbst und b) für den hörbereiten, gläubigen Hörer/Leser gegeben sein, andernfalls ist freilich Ideologieverdacht und Vernunftkritik angebracht.
8) Die von Gott an Mohammed angetragenen Intentionen seien keine bloß sinnlichen Empfindungen, sondern Willensäußerungen, Gemütsbewegungen gewesen, so eine Interpretation heute – z. B. bei A. M. KARIMI zu lesen. Der Koran ist primär ein „ästhetisches Ereignis“, ein „ existentielles Erzittern“ (ThpQ, Linz, Nr. 164 (2016), 265-271.) Ich halte das für Sophisterei, Abschwächung der Wahrheit und kritiklose Romantik.
Natürlich ist Erkenntnis wesentlich gefühlshaft, ästhetisch vom Begriffe her. Wenn ich arabisch könnte, hätte ich vielleicht ein ästhetisches und akustisches Erlebnis beim Lesen des Korans. Ein ästhetisches und akustisches Erleben ist aber, wie jedes Gefühl, mehrdeutig und kann ohne weiteren Begriffe und Anschauungen nicht erkannt werden. Die Bedeutung eines lautmalerischen Zeichens, die Bedeutung einer sprachlichen Sequenz, die Schönheit eines Versmaßes, die Folge von Tönen in der Musik, das verlangt eine umfassende Freiheit und Bildung – und wesentlich auch sittlich-praktische Anerkennung und Wahrheit.
Ein Terrorist mit einer Waffe in der Hand, der für ALLAH kämpft und vielleicht noch einen „schönen“ Vers zitiert, das ist kein „Dichter“, sondern Mörder, und widerspricht dem Begriff Gottes und der Freiheit des Menschen. Ein Vers, eine Satzmelodie erhält nicht durch sich selbst seine/ihre Schönheit und Bedeutung, sondern erst a) durch den (die), der (die) weiß, wofür das Zeichen steht und was es bezeichnet – und b) durch den, der das Wort hört und es eigenständig rezipiert. Gibt es eine epistemologische Begründung von Schönheit und Wahrheit ohne appositionelle und reflexive Realisierung, ohne nachvollziehbare Bildlichkeit eines über das lautmalerische Zeichen hinausgehenden Lebens?
9) Die Wahrheitsfrage vernunftkritisch an den QUR‘AN zu stellen, ist notwendig geboten. Das gilt natürlich genauso für die Bibel wie für jede Wissenschaft – und gilt natürlich für jede Praxis der Religionsausübung. Ist das wahr, was gesagt wird, und wird es so gesagt, wie es wahr ist, und soll es so sein, wie es gesagt wird und wird es so gesagt, wie es sein soll?
7. 10. 2017 © Franz Strasser
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1Generell ist die Frage der Stimme Gottes an Mohammed bereits eine äußert schwierige Frage, denn es finden sich viele Sprecher im Koran: die Stimme Gottes, die Stimme Mohammeds, die Stimmen der Gegner, von Noah, von Abraham, von Mose, von Jesus, von Engeln, von Dämonen, Frevler, Zweifler, Gerettete, Verdammte. Sie alle steuern etwas zum ganzen Offenbarungstext, der zu rezitieren ist, bei. Wie der ursprünglich mündliche Text an Mohammed mit der Niederschrift im Koran zusammenhängt, und umgekehrt dann wieder ein Urbuch oder Urschrift zur sekundären Niederschrift auf Erden präexistent im Himmel existieren muss, das sind komplizierte Fragen, die sowohl auf den Koran zurückwirken, als auch auf die Hermeneutik des Verständnisses „Wort Gottes“.
2 J. Widmann, Die Grundstruktur des transzendentalen Wissens nach Joh. Gottl. Fichtes Wissenschaftslehre 1804/2, Hamburg 1977, S 60.
3Die Vorstellung vom „Bild Gottes“ kann apriorische Vernunftoffenbarung genannt werden. Eine positive Offenbarung kann dem letztlich nicht widersprechen, wiewohl bei den verschiedenen Offenbarungsreligionen die verschiedene Grade der Differenzierung auffallend sind. Wenn als Vermittlungsform des absoluten Geltungsgrundes nur die Vermittlungsform des WORTES gelten soll, ist zwar ein Interiorisation (Verinnerlichung) des Geltungsgrundes möglich, aber eine verobjektivierte Form der Offenbarung selbst entfällt – wie es umgekehrt das Christentum verkündet (in Einheit und in notwendiger Ergänzung zur apriorischen Vernunftoffenbarung)