Kann der Islam eine Offenbarung Gottes sein?

Offensichtlich kämpfte die Glaubensauffassung des frühen Islams mit ihrem Propheten Mohammed (oder Muhammad – versch. Lesearten) gegen die „Beigesellung“ mehrerer Götter zum einen und einzigen Gott, wie sie dem Christentum unterstellt wurde, als auch gegen die Juden, die die Tora des Mose verfälscht haben sollten. Was damals zur Zeit der Entstehung des Korans=QUR’ANs (ca. 580 bis 620 n. Chr.) schon zu gewaltsamen Eroberungsszügen und Eroberungen im Namen der Religion führte, hat heute in Zeiten der der Armut, des Hungers, der politischen Machtblöcke, der medialen Manipulation, der schrecklichsten Waffen, eine neue Eskalationsstufe erreicht.
Können die wahren  Gründe und Ursachen religiöser Auseinandersetzungen nicht mit geistigen „Waffen“
ausgetragen und geführt werden?

1) Ich möchte fragen: Nach welchen Erkenntnisprinzipien geht der Islam vor, wenn er hermeneutisch und geschichtsphilosophisch sich auf einen geoffenbarten Text (=QUR’AN) und auf seinen Offenbarungsträger Mohammed berufen will, um dadurch begründet und gerechtfertigt von göttlicher „Offenbarung“ zu sprechen? Wie kann ein Buch selbst Hermeneut seines eigenen Inhalts sein? Natürlich spricht nicht der QUR’AN von sich her, sondern durch die Hermeneuten und Rezitierer. Ist aber damit das „Wort Gottes“ nicht jeder beliebigen Willkür fehlerhafter Menschen ausgeliefert, die nochmals von vielen psychologischen, soziologischen, wirtschaftlichen, politischen, empirischen Triebkräften angetrieben sein können?

Der Zirkel des Verstehens des „Wortes Gottes“ scheint mir äußerst klein. Es ist nicht weit, so sieht man ja, vom wörtlichen QUR’AN und den Hadithe des Propheten bis zu den Luxusbauten der Scheichs  in Arabien und bis zu den Waffen der IS-Kämpfer und zu den frauenfeindlichen Ayatollahs im Iran zu kommen!

Meine Frage: Der QUR’AN – erreicht er die Überzeugungskraft einer göttlichen Erwählung des Ismael und der nachfolgender Generationen der Araber und die Kraft der Tora und die Überzeugungskraft christlich inspirierter  Evangelien und anderer Schriften der Christen? Wie erreicht er  die Möglichkeit göttlicher Inspiration und positiver Offenbarung, vermittelt durch seinen Propheten Mohammed? Denn letztlich geht es um diese prinzipielle, apriorische Vernunftfrage, ob es neben diesen zwei Offenbarungsreligionen noch eine dritte Offenbarungsreligion im eminenten Sinne geben kann, die von Vernunft wegen die Möglichkeit des Denkens zulässt, ja sogar positiv fordert, dass es eine dritte positive Offenbarungsreligion geben müsse, weil die zwei vorhergehenden Offenbarungsreligion verraten oder verfälscht worden seien?

Im Denken können natürlich keine zufälligen Ereignisse der Geschichte abgeleitet werden, z. B. die Gestalt des Mose oder Jesus Christus oder Mohammed in ihrem historischen Auftreten, aber eine apriorische Gesetzmäßigkeit des Vernunftverlaufes muss erkannt werden können, sonst gäbe es überhaupt keine die Generationen und die Schrift und die Sprache verbindenden Erkenntnisse.

Mit welchem Grund und welchem Recht beansprucht der Islam eine notwendige dritte, bessere Offenbarung? Kann man vom Islam sagen, dass er wesentlich die Vernunft in ihrer defizienten Modi der Realisierung notwendig ergänzt und unterstützt?

Es müsste etwas sein, dass notwendig gefordert werden müsste, d. h. die Notwendigkeit einer positiven Offenbarung verlangt.

Der Ein-Gott-Glaube kann es nicht sein, denn das ist reiner theoretischer Lehrinhalt, und wird vom Judentum wie Christentum genauso gelehrt wie vom Islam.

Es geht ebenfalls für alle drei großen Religionen um den  vollen und tiefsten Frieden (salam) mit Gott, um die Aufgabe, ein „musillama“ zu sein. 

Ebenso finden wir das Liebesgebot und verschiedene andere ethische Ansprüche bei allen drei Offenbarungsreligionen. „Darum sollst du den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“ (Dtn 6, 5).

Man könnte vielleicht noch die Schöpfungstheologie hervorheben, der Glaube an das Geschaffensein, ebenso gewisse endzeitliche Erwartungen u. a. m.

Jan Assmann, „Der Mann Mose und das Gesetz“: Das, worauf es ankommt, ist nicht zu wissen, wie viel Götter es gibt, sondern „was gut ist und was der Herr von uns fordert“ (Micha 6, 5).

2) Was ist gut? In der Frage nach dem Guten bin ich auf einem philosophischen Gebiet der Ethik und der skeptischen Erkenntniskritik und auf dem Feld der Letztbegründung angelangt. Die Frage nach einer positiven Offenbarung, und nochmals nach einer dritten, einmaligen Offenbarung, ist eine philosophisch-praktische Erkenntnis- und Legitimationsfrage:

Erst der QUR‘AN und die später folgende „Hadithe“ hätten das unverfälschte und wahre „Wort Gottes“ gebracht – so die These, so das hermeneutische Vorverständnis, so die Rechtfertigung.

Der Prophet des Islams (Mohammed lebte von 570/573 bis 632 n. Chr.) hatte eine schlechte Kenntnis der biblischen und der christlichen Lehre, wahrscheinlich nur eine mündliche Kenntnis, vermutete einen Drei-Götterglauben im Christentum (Vater-Jesus-Maria!), war vom Monophysitismus, Nestorianismus, Arianismus schlecht beraten. (Wie es mit dem jüdischen Glauben aussah, müsste von dortiger Seite analysiert werden.) Auf jeden Fall wurde die kostbare Lehre des christlich- trinitarischen Glaubens oder die Zwei-Naturlehre Christi  von ihm völlig falsch verstanden, oder sie blieb ihm überhaupt unbekannt (Nicäa war 325 n. Chr., Chalzedon 451. n. Chr.) Es entstand ein eigenartig neues Konstrukt eines Ein-Gott-Glaubens, dass sich aus  viele Quellen speiste. 

Ich versuchte den QUR‘AN zu lesen, allein es kommen dort so viele Stimmen und angebliche „Offenbarungen“ vor, dass es hermeneutisch schwer ist, eine einheitliche und systematische Erkenntnis zu gewinnen. Generell ist die Frage der Stimme Gottes an Mohammed bereits eine äußert schwierige Frage. Es finden sich: die Stimme Gottes, die Stimme Mohammeds, die Stimmen der Gegner, von Noah, von Abraham, von Mose, von Jesus, von Engeln, von Dämonen, von Frevlern, Zweiflern, Geretteten, Verdammten. Jedesmal wird eine neue Kommunikation aufgemacht mit unterschiedlichsten Bezügen, Inhalten, Adressaten. Welchen Status der Einsicht beanspruchen die verschiedenen Rollen?

Es gibt im QUR‘AN, das möchte ich zugestehen, gewisse Texte, die einer moralischen Vernunftkritik standhalten und mit gewisser Konzession und im entferntesten als „positive Offenbarung“ bezeichnet werden könnten. Also frage ich jetzt nach den Erkenntnisbedingungen dieser Geltungsansprüche:

3) Es trägt jede Aussage das Problem an sich, durch ein Medium (wie der Sprache, der Schrift, der Zeit ) vermittelt zu sein, wodurch der göttliche Geltungsgrund einer Aussage natürlich gebrochen oder verfälscht werden kann.  In den Spuren einer transzendentalkritischen Analyse des Wissens muss deshalb stets Dekonstruktion geübt werden. Der angeblich unvermeidliche hermeneutische Zirkel des Verstehens muss von innen her   aufgelöst, d. h.  das Sichbegreifen des Begriffes muss selbst zum Objekt gemacht wird. Ist denkbar möglich und wahr, was an Geltungsanspruch  erhoben wird und im QUR’AN aufgeschrieben steht? Transzendentalkritisch gesagt: Was ist die Identität eines Begriffes mit seiner Idee?

Da gibt es einerseits das vorausgesetzte Material, das Begriffene (z. B. Allah ist barmherzig und verzeihend), andererseits das freie Begreifen und den freien Umgang mit diesem Begriffenen.

Eine Aussage wie z. B., alle Nicht-Muslime müssten bekehrt werden, führt das eine transzendentale, rückbezügliche Einsicht mit sich, das könnte eine göttliche Offenbarung sein, oder ist das nur subjektive, psychologische, herrschsüchtige  Meinung? Oder die Frauen müssten ein Kopftuch tragen, welchen Ursprungs ist diese Aussage? Wenn und weil diese Aussagen als behauptete Offenbarung im Koran oder in einer Hadith stehen – können sie als göttliche Aussagen bewährt werden, oder sind es nur historische Begleiterscheinungen, psychologische Irrtümer, patriarchale Ängste

Sofern eine Aussage nicht im eigenen Denken nachvollzogen werden kann, ist begründeter Ideologieverdacht angebracht. Anders gesagt: Es ist die Hauptfrage, wie wird eine behauptete Aussage und gebildete Vorstellung/Anschauung im Denken begründet und gerechtfertigt?

4) Es ist die Schönheit und Kraft der Transzendentalphilosophie, dass sie das Sichbegreifen des Begriffes zum Objekt macht und nicht im metaphysischen oder hermeneutischen Zirkel hängen bleibt. Nochmals formuliert: Da gibt es einerseits das vorausgesetzte Material, das Begriffene (in diesem Falle eine angeblich positive Offenbarung), andererseits das freie Begreifen und den freien Umgang mit diesem Begriffenen. Dieser Zirkel kann von da nach dort und umgekehrt aufgelöst werden, wenn die Einsicht sich selbst einzusehen vermag als das, was sie ist. Kann eine solche Einsicht einer zwangsweisen Bekehrung frei begriffen und eingesehen werden als das, was sie ist, und das ist, als was sie eingesehen wird? Ist das wahre göttliche Offenbarung, als solche genetische einsehbar, oder ist das psychologisch-ängstliche Beigabe, Einbildung des Propheten Mohammed?  

Sobald die Potenz der Einsicht angesetzt wird, ist klar –  das ist spezifische Erkenntnisform der Verhältnisbestimmung in der Transzendentalphilosophie -,  dass sie sich nur als Bezug erkennen lässt, sei es, a) dass das Substrat ihres aktualen Erkenntnisvollzuges wirklich existiert und zeitlich kausiert werden kann, oder sei es, dass es im aktualen Erkenntnisvollzug nur als möglich eingesehen wird, aber möglich offen zur wirklichen Bewährung.
„Der theoretische Ansatz der Möglichkeit von Selbst-Erkenntnis hat eine besondere Konsequenz. Setzt man Erkenntnis nur als Erkenntnis von Objekten an, die ihr gegenüber als selbstständig und unabhängig gefasst sind, so lässt sich theoretisch die Aktivität im Erkenntnisvorgang diesen Objekten zuschreiben. Wird aber angesetzt, dass Erkennen könne auch sich selbst erkennen, muss notgedrungen seine eigene Aktivität des Erkennens mit gesetzt werden.“1

Die Geltungserkenntnis einer positiven Offenbarung muss so ergreifend und überzeugend sein, pertinent den Willen ergreifen können, dass jeder/jede, der/die diese genetische Erkenntnis mitvollzieht, von sich her, frei, zu dieser  Überzeugung der Wahrheit gelangen kann, z. B. ja, das ist richtig, diese Disjunktion bejahe ich (oder verneine ich): „Sei ein Muslim“. (=Gen 15). Aber kann jeder Mann, jede Frau die angebliche „Offenbarung“ an Mohammed, alle Frauen müssten Kopftuch tragen, ebenfalls als göttlich anerkennen? Oder kann es genetisch eingesehen werden, Gott selbst verlangt, alle müssten gewaltsam zum Islam bekehrt werden! Woher hat der Offenbarungsvermittler Mohammed dieses Wissen? Was sind seine Beweismittel? Sprechen seine gewaltsamen Eroberungszüge und „Beweismittel“ psychologisch nicht genau vom Gegenteil? Wenn er sich einer Offenbarung Gottes genetisch sicher gewesen wäre, ganz eins mit sich in seinem Gewissen, warum fürchtete er sich vor militärischen Niederlagen oder warum brauchte er kriegerische Erfolge? Warum brauchte er seine Beutezüge? Die Antwort ist wohl ganz schlicht und banal: Um seine Soldaten zu bezahlen.

Mohammed hätte bei kritischer Selbstprüfung den subjektiven Anteil  vom objektiv möglichen  Teil der Offenbarung unterscheiden und abziehen können und sagen: In meinen Augen ist es zwar nützlich und angenehm, wenn alle Menschen Muslim würden, ich könnte auch meine Soldaten bezahlen, aber ich muss von meinem Gewissen her sagen, dass ist nicht die ursprüngliche und ganze Offenbarung Gottes selber. Ich interpretiere das zur empfangenen Offenbarung, sei ein Muslim“, Gott gehorchend, hinzu.

5) Es braucht m. E. vernunftkritische Werkzeuge und Argumente, damit Menschliches, Allzumenschliches und Gewalttätiges von der genetischen Erkenntnis einer positiven Offenbarung getrennt werden können.  Transzendentalkritisch kann und muss gefragt werden: Was ist die Identität eines Begriffes mit seiner Idee? Gibt es keine Identität eines Begriffes mit seiner Idee, bleibt ewige Dichotomie zwischen behaupteter Aussage und Wahrheitsgehalt. Behauptet kann alles werden, die Frage ist nur,  ist es wahr und bewährt es sich.

Jetzt weiter reflektiert: Angenommen, es gibt diese genetische Lebendigkeit des Begreifens, eine Einheit von Begriff und Idee – z. B. „Sei ein Muslim“, d. h. sei im vollen und tiefsten Frieden (salâm) mit Gott und dir –  wie Abraham, Elija, Jesus, – so verlangt das jetzt eine zeitliche und geschichtliche Bewährung.
Die Disjunktion in Relation kann bewährt werden. Sie ist als  materiale Bild-Qualität fakultativ  möglich – und für das Vernunftwesen als reflektierendes Wesen faktisch unumgänglich und notwendig, will es sich selbst  frei entscheiden und sich und die Welt bestimmen und verstehen.

Das Bild ist nicht selbst das, was es darstellt, es ist die Darstellung jenes anderen, das auch ohne Bild für sich besteht, des Abgebildeten. Es soll in diesem Fall der gnädige und barmherzige Gott abgebildet werden, d. h. die Aussage und absolute Forderung „Sei ein Muslim!“
Indem der Begriff sich selbst in seiner Mächtigkeit des Begreifens erkennt, bescheidet er sich hoffentlich, dass er von sich her den absoluten Geltungsgrund in seinem Licht und seiner Dauer nicht erreichen kann. Er kann hoffen und postulieren,  Anteil an der wahren Bild-Wirklichkeit eines absoluten Geltungsgrundes zu gewinnen, aber subjektivistisch darf dieser Geltungsgrund nicht werden.  Der Begriff „Sei ein Muslim!“ oder „Allah ist barmherzig und verzeihend“ könnte in genetischen Zusammenhängen des Begreifens  bewährt werden, d. h. in concreto realisiert werden, aber er bewährt sich gerade nicht, wenn zu einer brutalen und gewaltsamen Missionierung oder anderen Repressionen und medialen Verfluchungen übergegangen wird, weil dies nur subjektiver Wille und Herrschaft (und Schwäche) ist. 

6) Das Nachdenken über die Offenbarung Gottes hat im Christentum die Anwendungsbedingungen der Begriffe in die transzendentale Analyse  eingeschlossen. Der in den Evangelien und in den Konzilien gefundene Weg einer trinitarischen Explikation des Ein-Gott-Glaubens in einer pneumatologischen und ekklesiologischen Vermittlung verlangt ausdrücklich die Bewährung der Bildlichkeit einer absoluten Geltungsaussage a) im lebendigen Rückbezug zum absoluten, EINEN Geltungsgrund (implikationslogisch), als auch b) eine zeitlich-geschichtliche Bewährung der objektiven Bild-Wahrheit der EINEN Einheit der positiven Offenbarung in einem appositionellen Werden.  Die Rekursion auf den absoluten Geltungsgrund und die erinnerungsmäßige, pertinente Bestimmung des Wollens aus diesem Geltungsgrund sind (im Idealfall) eine dauernde Disjunktion in Relationeine immerwährende, ständige Reflexion und Dekonstruktion der Begriffe, und zugleich Bewährung und Inkarnation der Begriffe – in einer eigenständigen Offenbarungsform des HL. GEISTES. 

M. a. W.: In individueller wie gemeinschaftlicher Geschichte muss eine Realisierung der genetischen Erkenntnis vom absoluten Geltungsgrund möglich sein. Gibt es diesen absoluten, pertinenten Bestimmungsgrund des „Barmherzigen und Allerbarmers“, vielfältig ausgelegt in implikativer Begründung und appositionellen Synthesen des Lebens, so führt das m. E. zu einer begründeten Form einer lebbaren, repräsentativen, positiven Offenbarungsreligion. Bewährt sich jetzt der Islam in dieser Form integrativer Vernunft, d. h., dass sowohl implikative wie appositionelle Form des religiösen Lebens sich ergänzen und bestätigen?

Im alltäglichen Leben mancher Muslims halte ich das für möglich, aber eine nur implikative, autoritative Berufung auf einen Text (auf den QUR’AN) ohne Reflexion auf die Anwendungsbedingungen ist eine unkritische Beobachterrolle, ein nicht aufgelöster Zirkel.

7) Da wir als reflexive Vernunftwesen der Zeit und der interpersonalen Kommunikation bedürfen, muss die implikative Grund-Folge-Ordnung der Geltungsbegründung notwendig! in eine appositionelle Reihe des Nach- und Miteinanders übergehen können. M. a. W., das kategorische Verhältnis einer Gottesbeziehung und Gottesoffenbarung muss in einer prinzipiellen und kausierenden Folge sich zeigen können, d. h. in einer Konsequenz der logisch-praktischen Realisierung in vielfältigster Weise ästhetischer und moralischer und rechtlicher Anerkennung und Würde.
Ein alleiniger,  implikativer Begründungsanspruch einer angeblich erfahrenen Offenbarung Gottes ist keine, bzw. ist gar nicht möglich denkbar, weil es nur in Kombination von Implikation und Apposition eine Erkenntnis gibt.

Anders gesagt: Kann der Begriff der Freiheit durch die höchste und sich selbstbegründende Evidenz des Guten und Heiligen (des Gottesbegriffes) nicht generiert werden, d. h. kann Freiheit in Formen des Medialen (wie Sprache und Schrift) und Interpersonalen nicht frei erkannt und zurechenbar und frei entscheidbar erkannt werden, ist dringend Ideologieverdacht geboten. Ob Gott sich dem Mohammed geoffenbart hat in bestimmten Weisungen und Worten, schriftlich fixiert dann im QUR’AN, kann vernunftkritisch nicht für unmöglich erklärt werden, sofern das Gehörte und Aufgeschriebene mit den prinzipiellen und reflexiven Formen des Sich-Wissens und Sich-Bildens in implikativer wie appositioneller Formen vereinbar ist. Es muss die Evidenzmöglichkeit einer absolut sich selbst begründenden Wahrheit  a) für den Offenbarungsträger selbst und b) für den hörbereiten, gläubigen Hörer/Leser  gegeben sein, eine akthafte, prozessuale Entscheidbarkeit für das Gehörte in Zeit und Raum,  andernfalls  das Gehörte nicht verstanden und übernommen werden kann. 

8) Die von Gott an Mohammed  angetragenen Intentionen seien keine bloß sinnlichen Empfindungen, sondern Willensäußerungen, Gemütsbewegungen gewesen, so ist zu lesen – z. B. bei A. M. KARIMI. Es ist ebenfalls zu lesen, der Koran ist primär ein „ästhetisches Ereignis“, ein „ existentielles Erzittern“ (ThpQ, Linz, Nr. 164 (2016), 265-271.) Irgendwie klar. Ein Terrorist mit einer Waffe in der Hand, der für ALLAH kämpft und vielleicht noch einen „schönen“ Vers zitiert, das ist aber kein Mystiker, kein Dichter, sondern Mörder,   und widerspricht dem Begriff Gottes und der Freiheit des Menschen. Ein Vers, eine Satzmelodie,  erhält nicht durch sich selbst seine/ihre Schönheit und  Bedeutung, sondern erst a) durch den (die), der (die) weiß, wofür das Zeichen steht und was es bezeichnet – und b) durch den, der das Wort hört und es eigenständig rezipiert.
Gibt es eine epistemologische Begründung von Schönheit und Wahrheit ohne appositionelle und reflexive Realisierung, ohne nachvollziehbare Bildlichkeit eines über das lautmalerische Zeichen hinausgehenden Lebens, ohne Freiheitsmöglichkeit eigener Rezeption?

7. 10. 2017 © Franz Strasser
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1J. Widmann, Die Grundstruktur des transzendentalen Wissens nach Joh. Gottl. Fichtes Wissenschaftslehre 1804/2, Hamburg 1977, S 60.

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Autor: Franz Strasser

Dr. Franz Strasser